Meist ist es der Partner, der den Betroffenen auf die nächtlichen Aktivitäten aufmerksam macht, da der Patient im Schlaf davon gar nichts mitbekommt.
Doch auch tagsüber bauen viele Menschen ihren Stress über die Zähne ab – die Zähne als Ventil für die immer größer werdenden Belastungen im Alltag und Beruf.
Dabei sind die Zähne einzig und allein zum Kauen, sowie zum Schlucken da. Misst man bei einem Menschen, der nicht mit den Zähnen knirscht, die reine Kontaktzeit von Ober- und Unterkieferzähnen zueinander, so kommt man auf nur einige Minuten am Tag. So ist es nicht verwunderlich, dass das stundenlange Knirschen auf Dauer verheerende Auswirkungen auf die Zähne hat – es kann zu Rissen und Brüchen im Zahn kommen, der Zahnnerv kann durch die andauernde Überbelastung absterben, sowie der Zahnhalteapparat stark geschädigt werden. Dies hat wiederum zu Folge, dass sich der Knochen abbaut und die Zähne irgendwann locker werden.Und noch mehr - das Zähneknirschen ist nicht nur für die Zähne ein Risiko.
Nun hat das Knirschen jedoch nicht bloß negativen Einfluss auf die Zähne, sondern vor allem starken Einfluss auf das Kiefergelenk und die zugehörigen Muskeln und Bänder.
Und dadurch, dass die Kaumuskulatur eng mit der Nacken-, Schulter- und Rückenmuskulatur zusammenhängt, kann eine chronische Überbelastung eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität der Patienten bedeuten.
Dies äußert sich vor allem durch morgendliche Kopfschmerzen, Verspannungen des Nackens, Schmerzen im Gesichtsbereich, Rückenschmerzen oder gar Tinnitus.
Die Gründe für das Knirschen können sehr vielfältig sein, der Auslöser ist meist Stress, jedoch ist die Ursache oft ein „falscher Biss“. Das bedeutet, dass die Zähne nicht so zueinander passen und bei der Bewegung des Unterkiefers so ineinander greifen, dass die Muskeln und das Kiefergelenk im Gleichgewicht stehen. Fehlstellungen der Zähne oder falsch konstruierte Füllungen, Kronen oder Brücken können Gründe für den „falschen Biss“ sein.
Wichtig ist, dass man diese Gründe diagnostiziert und aufhebt. Dies geschieht zum Einen durch einen ausführlichen Befund und Diagnostik am Patienten und anschließend durch eine Simulation der Funktion des Kiefergelenks in einem sogenannten „Artikulator“. Dies ist ein Gerät in dem man die zuvor mit einem Abdruck hergestellten Ober- und Unterkiefermodelle einbringt und die Öffnungs- und Schließbewegungen, sowie die Seitwärtsbewegungen simulieren kann. Hiermit kann nun der Zahnarzt in Zusammenarbeit mit dem Zahntechniker genau erkennen, wo es im Kausystem Störfaktoren gibt, die das Knirschen auslösen.
Anschließend sollten nun diese Störfaktoren beseitigt werden, um dem Kiefergelenk die Möglichkeit zu geben wieder entspannt und ausgeglichen zu funktionieren. Das kann zum Teil durch kleinere Einschleifmaßnahmen geschehen, manchmal ist es allerdings auch notwendig die Kauflächen der Zähne durch Inlays, Onlay, Overlays oder Kronen in korrekter Funktion wiederherzustellen.
Um den „richtigen Biss“ wiederzufinden, ist es in den meisten Fällen unverzichtbar einige Zeit eine Aufbissschiene zu tragen. Diese Schiene hat den Effekt, dass sich das Kiefergelenk entspannt, die Reflexe ausgeschaltet werden und der Patient sein eigenes Gleichgewicht wiederfindet. Mit dieser Schiene, welche wie ein „Chip“ alle Informationen Ihres Kiefergelenks speichert, wird dann der neue Biss konstruiert.
In der Regel erstreckt sich die Dauer der Schienentherapie über 7-10 Wochen und es ist ausreichend die Schiene abends und vor allem nachts zu tragen. Eine Linderung der typischen Beschwerden stellt sich meist nach wenigen Tagen ein.
Wenn dann der neue Biss konstruiert ist, so kann in vielen Fällen das Knirschen gänzlich abgestellt werden. Sollte der Patient trotzdem nach der Neuversorgung noch Knirschen oder Pressen, so kann eine dünne Schiene für die Nacht Abhilfe schaffen und die Zähne vor weiteren Schäden schützen.
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