Zuallererst muss man wissen, dass Karies nicht gleich ein Loch im Zahn ist, sondern dass das Loch bereits eine fortgeschrittene Folge der Karieserkrankung ist.
Man muss sich den Zahn als stabiles und kompaktes Gerüst vorstellen mit vielen kleinen chemischen Bausteinen. Wird dieses Gerüst nicht sauber gehalten und es lagert sich ein Biofilm, umgangssprachlich Zahnbelag, an, nisten sich hier säurebildende Bakterien ein. Kommt es nun zur Zufuhr von Zucker, legen die Kariesbakterien los, freuen sich über die süße Mahlzeit und als Stoffwechselprodukt entsteht die für den Zahn so schädliche Säure.
Diese beginnt nun nach und nach kleine Partikel aus dem Zahn zu lösen, der Schmelz wird mit der Zeit poröser und schwächer, die Farbe ändert sich oft durch die Lichtbrechung in kreidig-weiss und wenn das Gerüst irgendwann zu schwach ist, dann bricht es einfach zusammen. Dies ist spätestens der Moment, in dem der Patient bemerkt, dass etwas nicht stimmt und der Moment, den es zu vermeiden gilt. Es sollte das Ziel sein die kariöse Veränderung früh zu erkennen und zu behandeln.
Denn ist das „Loch“ erst vorhanden, so kommt man um die konventionelle Kariesbehandlung nicht herum. Hat man jedoch die Möglichkeit schon vor dem Zusammenbruch des Schmelzgerüstes einzugreifen, so lässt sich dies seit einiger Zeit völlig minimalinvasiv tun.
Das bedeutet: Zahnärzte müssen nicht erst ein Loch bohren, um es wieder zu schließen, sondern können den porösen Schmerz neu aufbauen bzw. versiegeln.
Möglich macht dies ein spezieller hoch-flüssiger Kunststoff, der tief in die Schmelzporen eindringt und mittels UV-Lampe zum Aushärten gebracht wird. So wird die Oberfläche versiegelt und verhindert, dass weiterhin Mineralien aus dem Schmelz herausgespült werden.
Die Applikation des Kunststoffes ist für den Patienten ein vollkommen schmerzfreies Verfahren – der Zahn wird mit einer Art Gummituch, dem sogenannten Kofferdam, vor Feuchtigkeit geschützt, mit einem Gel vorbereitet und gut getrocknet. Anschließend wird der Kunststoff auf den kariösen Bereich aufgebracht und mittels UV-Lampe gehärtet.
Erste Studien ergaben, dass diese Methode signifikant wirksam ist und zeigen gute Ergebnisse über einen Beobachtungszeitraum von 5 Jahren. Ergebnisse über einen längeren Zeitraum fehlen bisher noch, da es diese Technik erst seit einigen Jahren gibt.
Als Haupteinsatzgebiet des neuartigen Verfahrens ist die „nichtkavitierte Approximalläsion“ zu nennen - die frühe Zwischenraumkaries im Stadium „vor dem Loch“.
Das Vorkommen in der Gruppe der 20-21 jährigen in Industrieländern liegt bei immerhin 72%, denn der Umgang mit Zahnseide und die Pflege der Zahnzwischenräume ist oft noch nicht selbstverständlich.
Denn so gut eine Füllung auch gemacht ist - sie ist immer verbunden mit einem invasiven Vorgehen, während die Natur noch immer der bessere Architekt ist.
Damit der Slogan „Bohren – nein danke“ also auch Realität wird, ist die frühe und regelmäßige zahnärztliche Kontrolle sehr wichtig, denn nur dann ist die Möglichkeit der Kariesinfiltration auch eine Therapieoption.
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