Eine nicht ganz ungewöhnliche Szene in einer Zahnarztpraxis: Ein Patient bekommt nach entsprechender Vorbehandlung eine Prothese eingesetzt – seine erste. Sein humorvoller Kommentar beim Verlassen der Praxis „na wenigstens muss ich mir jetzt nicht mehr die Zähne putzen“.
An dieser Stelle sei gesagt: Dies ist ein Irrtum, der für den Patienten äußerst unangenehme und schmerzhafte Folgen haben kann.
Denn Prothesen bieten durch ihre Gestaltung und Oberfläche einen idealen Nährboden für Bakterien und Pilze aller Art.
Bei Totalprothesen sind es z.B. die Zahnzwischenräume in denen sich, genau wie an den natürlichen Zähnen, Plaque und Zahnstein ablagert. Noch leichteres Spiel haben die Bakterien, wenn noch eigene Zähne oder Implantate vorhanden sind, an denen die Prothese befestigt ist.
In diesem Fall sind in die Prothesen Halteelemente wie Klammern, Druckknöpfe oder Stege eingearbeitet und begünstigen somit durch die vielen Nischen eine mikrobiologische Besiedelung.
Die Folge dieser Kontamination liegt auf der Hand: Ist die Prothese erst befallen, ist der Weg zur Mundschleimhaut nicht weit. Infektionen und schmerzhafte Entzündungen sowie Pilzbefall (besonders häufiges Vorkommen von Hefepilzen auf Zahnprothesen) von Mund- und Rachenraum können dem Patienten das Leben schwer machen und sogar zu Prothesenunverträglichkeiten führen. Auch kommt es zum Teil zu starkem Mundgeruch durch Speisereste und Abfallprodukte der Bakterien.
Sind noch eigene Zähne vorhanden ist es besonders wichtig, dass diese erst mit Prothese und dann noch mal extra und ausgiebig ohne eingesetzte Prothese gut geputzt werden
Durch die Verbindung der Prothese zu den eigenen Zähnen entstehen nämlich meist schwer zu reinigende Stellen an denen sich sehr schnell Plaque anlagert. Und Zähne welche eine Prothese halten und stabilisieren sind für den Patienten als besonders wichtig einzustufen, denn nicht selten ist es ein „Totalschaden“ und die Prothese wird unbrauchbar wenn ein Zahn, der als Halteelement funktioniert, kariös wird und nicht mehr behalten werden kann.
Somit bleibt festzuhalten – die Pflege von Zahnersatz bedarf mindestens so viel Aufmerksamkeit wie die der eigenen Zähne.
Am Besten sollte die Prothese nach jedem Essen unter fließendem Wasser abgespült werden, wobei dies in der Praxis nicht immer umzusetzen ist.
Auf jeden Fall aber sollte die Prothese mindestens ein mal täglich zu Hause gründlich gesäubert werden. Hierfür benutzt man entweder eine weiche Zahnbürste oder extra Prothesenbürsten, die durch ihre spezielle Form die Reinigung erleichtern. Unterstützend kann man eine Neutralseife oder ein mildes PH-neutrales Geschirrspülmittel verwenden. Auf keinen Fall sollten Haushaltsmittel wie Zitronensäure oder Entkalker zum Einsatz kommen, da diese den Kunststoff der Prothese angreifen und brüchig oder spröde werden lassen. Auch handelsübliche Zahnpasta ist nicht wirklich geeignet, da diese kleine abrasive Putzkörper enthält, welche zwar dem Zahnschmelz nicht schaden, den Kunststoff des Zahnersatzes jedoch zerkratzen. Und je rauer die Oberfläche der Prothese, desto schneller und stärker haften sich neue Beläge an.
Unterstützend zur normalen Reinigung wird empfohlen die Prothese 2x im Monat für 5 Minuten in eine chlorhexidinhaltige Lösung zu legen. Diese Desinfektion beugt der Besiedelung von Bakterien vor.
Außerdem sollte der Zahnersatz regelmäßig von einem Zahnarzt oder Zahnlabor im Ultraschallbad gereinigt werden, damit sich auch der hartnäckige Zahnstein und Verfärbungen lösen.
Ein altes Dogma in der Zahnmedizin war seit jeher die Empfehlung die Prothese bei Nacht in einem Wasserglas feucht zu lagern um ein Austrocknen zu verhindern.
Diese Theorie wurde zuletzt vielfach diskutiert und auch widerlegt. Die neueren Kunststoffe trocknen bei Trockenlagerung nicht mehr aus und dies hat einen großen Vorteil: Pilze lieben es feucht und wenn die Prothese jede Nacht einige Stunden trocken lagert, verhindert dies deutlich dessen Vermehrung und Ansiedlung.
Ein wichtiger Hinweis noch zum Schluss: Bei der Reinigung sollte immer ein Handtuch in das Waschbecken gelegt oder es halbvoll mit Wasser gefüllt werden. Denn die zum Teil fragilen Prothesen nehmen bei Herunterfallen leicht Schaden und können brechen oder sich verbiegen und unter Umständen nicht mehr benutzbar sein.
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