Grundsätzlich kommt ein Mensch ohne Zähne auf die Welt. Nach ungefähr 6 Monaten zeigen sich langsam die ersten kleinen Milchzähnchen, im Normalfall sind dies die Schneidezähne im Unterkiefer.
In den folgenden Monaten wachsen nun nach und nach die 20 Milchzähne, welche dann spätestens mit 3 Jahren vollständig vorhanden sind. Mädchen sind in ihrem Wachstum zumeist etwas schneller und sowohl das Zahnwachstum als auch der Zahnwechsel passieren einige Monate früher als bei den Jungs. Die Angaben sind allerdings absichtlich grob gehalten, denn die Natur folgt keinem Terminkalender: Auch wenn mit 9 Monaten noch kein Zahn gewachsen ist, bedeutet dies nicht gleich etwas Schlimmes - und auch wenn mit 7 Jahren noch kein Milchzahn wackelt ist dies kein Grund zur Besorgnis. Einige sind eben etwas früher dran, andere etwas später, das ist in etwa so wie in der Pubertät: Es gibt Jungs, die schon mit 12 im Stimmbruch sind, andere wiederum sind dies erst mit 14 oder 15 Jahren.
Im Allgemeinen besitzen die meisten Säugetiere Milchzähne oder auf englisch auch “Baby-Teeth”.
Aber warum so umständlich, warum nicht gleich die bleibenden Zähne?
Hauptgrund hierfür ist, dass der Kopf und somit auch der Kiefer im Kindesalter natürlich noch nicht ausgewachsen ist...die bleibenden Zähne hätten schlicht und ergreifend überhaupt keinen Platz.
Die Milchzähne sind viel kleiner und der Kopf- und Kiefergrösse angepasst. Aus diesem Grund wirken die ersten bleibenden Frontzähnen bei Schulkindern auch oft unwahrscheinlich gross - dies liegt aber nicht daran, dass der Zahn zu gross geraten ist, sondern dass der Kopf einfach noch nicht ausgewachsen ist, der Zahn aber eben schon die definitive Grösse hat.
Abgesehen von der Grösse sind die Milchzähne auch von der Form und Struktur gänzlich anders aufgebaut als die bleibenden Zähne: Vom Zahnschmelz her sind sie nicht für lange Zeit ausgelegt, sie sind viel weicher als permanente Zähne und wirken aus diesem Grund oft bevor sie ausfallen auch sehr kurz oder “abgenutzt”. Weiterhin sind sie nicht so resistent wie die permanenten Zähne, was bedeutet, dass eine Karies leider sehr viel schneller voranschreitet und unglücklichweise ist zusätzlich auch noch der Nerv viel näher an der Oberfläche. Aus diesem Grund sind gerade in diesem Alter engmaschige Kontrollen unverzichtbar um im Falle des Falles ist keine kostbare Zeit zu verschenken.
Generell kann man sagen, dass Milchzähne genau soviel Sorgfalt und Pflege benötigen wie die bleibenden Zähne. Denn auch wenn die Lebensdauer eingeschränkt ist, so sind diese doch unwahrscheinlich wichtig, um den Kiefer zu formen, die Sprache zu entwickeln und Nahrung zu zerkleinern.
Die häusliche Zahnpflege sollte auch bereits mit dem Sichtbarwerden der ersten Milchzähnchen, im Normalfall im Alter von etwa sechs Monaten, beginnen. Versuchen Sie, das Kind so früh wie möglich an das allabendliche Ritual des Zähneputzens zu gewöhnen:
Lassen Sie das Kind zuschauen, wenn Sie sich selbst die Zähne putzen - Kinder versuchen immer die Eltern nachzuahmen. Versuchen Sie, das Kind mit Zahnputzliedern zu motivieren und das Ganze zu einer spannenden und lustigen Sache zu machen.
Bis das Kind etwa das erste Lebensjahr vollendet hat, wird mit speziellen Fingerlingen mit weichen Silikonborsten gereinigt. Ab dem ersten Geburtstag sollte man mit speziellen Kinderzahnbürsten putzen. Hier gibt es je nach Alter unterschiedliche Grössen.
Lassen Sie das Kind auch ruhig allein die Zähne putzen, wenn es das möchte. Aber ein Nachputzen ist unbedingt erforderlich, da die Motorik einfach noch nicht so ausgebildet ist, dass das Ergebniss der alleinigen Zahnpflege ausreichend ist.
Versuchen Sie, dem Kind die KAI-Technik beizubringen, dies bedeutet, dass man eine bestimmte Systematik einhält (Kaufläche, Aussenfläche, Innenfläche). So wird von Beginn an ein Bewusstsein geschaffen, dass ein Zahn mehrere Flächen hat und jede Fläche sauber sein muss.
Auch eine Kinderzahnpasta sollte man ab dem 1.Lebensjahr verwenden, jedoch unbedingt darauf achten, dass diese für Kinder geeignet ist und nicht mehr als 500 ppm Fluorid beinhaltet.
Auch wenn aktuell eine kleine “Anti-Fluorid-Bewegung” entsteht, sollte man doch noch mal deutlich festhalten, dass Fluorid für die Zahnentwicklung unheimlich wichtig ist.
Fluorid wird als Spurenelement in den Zahnschmelz eingebaut, härtet ihn nachträglich (posteruptive Schmelzreifung) und macht den Schmelz widerstandsfähiger gegen Karies.
Es kommt darauf an, wie man die “Empfindlichkeit” definiert.
In Bezug auf Kälte- und Wärmeempfindlichkeit oder auch in Bezug auf eine Karies sind Milchzähne sogar unempfindlicher als die bleibenden Zähne. Oftmals schleicht sich eine Karies bis zum Nerv und dieser stirbt sogar heimlich ab, ohne dass das Kind auch nur Notiz davon genommen hätte. Schmerzen verursachen dann häufig die folgenden Entzündungen des Zahnhalteapparates oder des den Zahn umgebenen Kieferknochens.
Auch in Punkto Anästhesie bei Milchzahnfüllungen zeigt die Erfahrung, dass die Zähne häufig weniger empfindlich sind als die bleibenden Zähne und Füllungen oft ohne “Spritze” gemacht werden können. Die Kinder empfinden das Bohren oftmals nicht als Schmerz, sondern eher als “kitzeln”.
Was die Substanz jedoch angeht sind die Zähne deutlich schwächer in ihrem strukturellen Aufbau. Dieser schwächere Aufbau und der weichere Schmelz macht sie leider eben auch anfälliger gegenüber Karies und bedingt von Beginn an eine besondere Aufmerksamkeit und Pflege.
Auch Milchzähne können für das Kind sehr unangenehme Probleme bereiten. Dies passiert zum Beispiel, wenn eine Karies bereits so vorangeschritten ist, dass sie den Nerv berührt. Zu diesem Zeitpunkt reagiert der Zahn evtl. schon mit einem Schmerzsignal oder aber der Vorgang bleibt weiterhin unbemerkt und der Nerv stirbt ab.
Wenn der Nerv dann abgestorben ist und der Zahn nicht mehr durchblutet wird, entstehen Fäulnissgase im Zahn und verursachen sehr unangenehme Schwellungen, Aufbissbeschwerden oder sogar Fieber.
Hier ist eine umgehende Abklärung in einer zahnärztlichen Praxis notwendig, denn diese entzündlichen Prozesse können auch die darunterliegenden bleibenden Zähne befallen.
Ein frühzeitiger Milchzahnverlust kann massive Platzprobleme nach sich ziehen, denn eine Funktion der Milchzähne ist es auch den Platz für die neuen Zähne “freizuhalten”. Muss nun ein Milchzahn deutlich vor dem physiologischen Zahnwechsel entfernt werden, so kippen die anderen Zähne in die Lücke und verschliessen diese wieder.
Ausgeprägte kieferorthopädische Behandlungen sind die Folge. Eine gute Pflege der Milchzähne beugt hier also durchaus Schlimmerem vor und wenn es doch im Fall des Falles soweit kommen sollte, dass ein Zahn früh entfernt werden muss, so muss die Lücke mit einem speziellen Platzhalter aufgehalten werden - bis der bleibende Zahn “den Weg nach draussen” gefunden hat.
Weiterhin gibt es gravierende Probleme in der Sprachentwicklung, wenn aus irgendwelchen Gründen, wie z.B. Karies, die Frontzähne zu einem frühen Zeitpunkt entfernt werden müssen.
Die Kinder haben oft Probleme den S-Laut zu sprechen und nicht selten gibt es auch soziale Probleme durch Hänseleien in der Schule.
Auch wenn die Milchzähne also nur ein paar Jahre bleiben, ist es grundsätzlich falsch diesen weniger Beachtung zu schenken.
Hier gibt es eigentlich nur eine Antwort: Auf schnellstem Weg einen Zahnarzt aufsuchen.
Wenn die Milchzähne Schmerzen bereiten, dann ist meist eine fortgeschrittene Karies oder eine Nerventzündung vorhanden. Eine häusliche “elterliche” Diagnose ist schwierig und eine Behandlung nicht möglich, hier gibt es keine Tabletten oder Pasten aus der Apotheke, die helfen könnten, sondern es ist eigentlich immer eine zahnmedizinische Intervention notwendig.
Sollten die Zähne beim “Rauswachsen” Schmerzen bereiten: Es gibt in der Apotheke Gels, die einmassiert werden können. Weiterhin helfen “Beissringe” dabei, dem Kind die Schmerzen zu nehmen, denn das Kind weiss schon instinktiv was gegen die Schmerzen hilft - Druck auf die entsprechende Stelle ausüben.
Weiterhin können Sie als Eltern schon vor den ersten Zähnchen das Zahnfleisch mit speziellen Fingerlingen massieren, dies lockert das Gewebe und erleichtert den “Durchbruch” der Zähne. Auch Salbei- oder Kamilletinkturen linden die Schmerzen.
Sicherlich sind die Milchzähne durch den weicheren Schmelz und den andersartigen strukturellen Aufbau sehr bruchgefährdet.
Auf der anderen Seite ist es jedoch auch so, dass die Alveole oder das Zahnfach - also der Knochen, in dem der Zahn steckt - viel weicher ist.
Somit ist es bei den typischen Stürzen auf das Gesicht häufig so, dass die Zähne komplett mit Wurzel ausgeschlagen werden oder insgesamt die Position verändern, also in den Kiefer oder in eine andere Richtung gedrückt werden - ohne zu brechen. Der Knochen ist eben weicher als der Schmelz und gibt oft als Erstes nach. In diesen Fällen sollte die Sitation unbedingt umgehend fachmännisch begutachtet werden.
Milchzähne haben neben der Funktion des Abbeissens und Zerkleinerung der Nahrung weitere wichtige Funktionen:
Platzhalterfunktion: Die Milchzähne halten den Platz frei für die darunterliegenden bleibenden Zähne.
Wenn der bleibende Zahn unter dem Milchzahn wächst löst sich nach und nach die Milchzahnwurzel auf und wenn die Wurzel fast aufgelöst ist, erst dann fängt der Zahn an zu wackeln und fällt aus. Zu diesem Zeitpunkt liegt der bleibende Zahn schon ganz dicht unter der Oberfläche und die Nachbarzähne können nicht mehr in die Lücke kippen und der bleibende Zahn wächst von unten in die freigewordene Lücke
Sprachentwicklung: Für die Formung von bestimmten Lauten, wie zum Beispiel dem “S”, sind die Frontzähne unverzichtbar, ein frühzeitiger Verlust hat oft Lispeln zu Folge und bedingt im schlimmsten Fall soziale Probleme in der Schule - durch Hänseleien und Mobbing.
Soziale Komponente: Auch dies sollte man bei Kindern nicht unterschätzen: Niemand möchte das einzige Kind im Kindergarten sein, das schwarze oder fehlende Zähne hat. Wenn das Alter des Zahnwechsels gekommen ist, sind die Kinder meistens sehr stolz darauf, wenn die “Zahnfee” da war.
Wenn ein Kind mir drei Jahren keine Frontzähne mehr hat ist dies allerdings ganz anders und das Kind schämt sich oft dafür und wird im schlimmsten Fall gehänselt.
Nein, Milchzähne werden nicht ersetzt, wenn sie ausfallen. Denn dann ist der neue Zahn ja schon fast da. Auch wenn ein Zahn ausgeschlagen wird, wird er nicht ersetzt, da dies allein schon technisch nicht möglich ist. Weder kann man ein Implantat setzen noch eine Brücke auf die Milchzähne kleben und auch ein herausnehmbarer Zahnersatz wird von den Kindern oft nicht akzeptiert und ist bei einem einzelnen Zahn auch nicht notwendig.
Eine Kinderprothese kommt jedoch dann zum Einsatz, wenn viele Milchzähne schon sehr früh durch Karies oder andere Erkrankungen / Missbildungen verlorengegangen sind.
Auf keinen Fall darf ein Milchzahn, wenn er ausgeschlagen wurde, wieder eingesetzt werden. Dies geht unter bestimmten Umständen und richtigem Verhalten zwar bei bleibenden Zähnen, jedoch niemals bei Milchzähnen. Das Risiko der Verletztung des darunterliegenden bleibenden Zahnes oder Zahnkeimes ist viel zu hoch.